Helge Lindh, kultur- und medienpolitischer Sprecher;
Michelle Müntefering, zuständige Berichterstatterin:

Mit der heutigen Übergabe von 20 Benin-Bronzen an Nigeria leiten wir den Rückgabeprozess von Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontext ein. Damit leisten wir ebenso einen wichtigen Schritt für die Aufarbeitung der deutschen Kolonialgeschichte. Die SPD-Fraktion unterstützt die weitere Rückgabe von Beutekunst im Dialog mit den Herkunftsgesellschaften.

„Die heutige Übergabe von den ersten 20 Benin-Bronzen im nigerianischen Abuja ist ein Meilenstein in der Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands. Mit der Rückgabe einer ersten Tranche von Sammlungsobjekten aus kolonialem Kontext in ihre Heimat schließen wir einen konkreten Prozess ab, der vom damaligen Außenminister Heiko Maas initiiert wurde und über ein Jahr an Vorbereitungen erfordert hat. Klar ist auch, dass wir erst am Anfang der Restitution von Sammlungsgütern stehen. So befinden sich etwa mehr als 1.100 weitere Artefakte der über 5.000 Benin-Bronzen nach wie vor im Besitz deutscher Museen. Nur mit einer Eigentumsrückübertragung, die nicht an Bedingungen geknüpft ist, kann es uns gelingen, Vertrauen zu schaffen und gemeinsam mit den Herkunftsgesellschaften künftig auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten.

Wir müssen bereit sein, hier die Kontrolle aufzugeben. Denn wir dürfen nicht vergessen: Es geht um Objekte, die uns nicht gehören und uns nie gehört haben. Wir dürfen den Geist der Bevormundung nicht fortsetzen, indem wir den ehemals Kolonisierten erklären, wie Erinnerung und Gedächtnis funktionieren und wie entsprechende Erinnerungsstätten auszugestalten sind. Im Mittelpunkt stehen die Opfer der deutschen und europäischen Kolonialverbrechen.

Für die SPD-Fraktion ist die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Deutschlands daher eine Aufgabe, der sich unsere Gesellschaft jetzt stellen muss.“